Curarete – selbstorganisierte Pflegeteams für die Betreuung zu Hause

I-2019-012 / Bewilligungsjahr: 2019 / Abschlussjahr: 2020

Hilfe und Pflege zu Hause wird von einem Pflegeteam erbracht, das sich selbstständig und ohne fixe Hierarchie organisiert. Diese als Buurtzorg-Modell bekannte Organisationsweise wurde von 2014 bis 2020 durch den Verein Curarete in erprobt und organisatorisch weiterentwickelt.

Projektbeschrieb

Curarete ist im Bereich der Hilfe und Pflege zu Hause (Spitex) tätig. Der Verein mit Sitz im Kanton Zürich arbeitet nicht profit-orientiert. Er wurde 2013 von Personen aus dem Gesundheitsbereich gegründet, um eine innovative Form der Arbeitsgestaltung zu entwickeln und mit ihr konkret zu experimentieren. Drei Hauptziele wurden formuliert:

Das erste Projektziel bestand darin, das in den Niederlanden entwickelten Modell der selbstgesteuerten ambulanten Pflegeteams an Schweizer Verhältnisse anzupassen. Im sogenannten Buurtzorg-Modell bilden kleine, selbstorganisierte und selbstverantwortliche Pflegeteams ohne Leitungspersonen die tragenden Säulen der Pflegeorganisation. Sie handeln – unterstützt von einem teamübergreifenden Coach – eigenverantwortlich im Rahmen der Vereinbarungen, die sie mit der zentralen Geschäftsstelle ausgehandelt haben. Diese agile, integrierte Betreuungsform gilt als gleichermassen attraktiv wie herausfordernd für die Pflegenden. Entsprechend war das zweite Projektziel die Einführung einer agilen Methode der Pflege und Pflegeplanung. Als dritte Zielsetzung verfolgte Curarete die Etablierung einer integrierten Arbeitsweise durch ein Team, das seine Leistungen stets im Zusammenhang mit den Leistungen der anderen Mitglieder im Unterstützungsnetzwerk versteht.

Geprägt wurde der Projektverlauf einerseits durch die Gründung des ersten Teams im Aargauischen Dottikon 2014 und andererseits durch die Entwicklung einer unterstützenden Software. In der Pflege der Klientinnen und Klienten sollte dieser bei der agilen Planung, Dokumentation und Organisation eine wichtige Rolle zukommen. Die Softwareentwicklung wurde von Innosuisse und ab Juli 2019 bis Projektende von der Age-Stiftung gefördert. Geplant war zudem die Gründung von zwei weiteren Pilot-Teams in den Kantonen Waadt und Zürich. Das Projekt musste jedoch im Herbst 2020 eingestellt werden, da die Finanzierung der beiden neuen Teams nicht sichergestellt werden konnte. Der Projektbericht (2020, 18 Seiten) resümiert aufschlussreiche Erkenntnisse aus mehreren Jahren der Entwicklung und der Erprobung des neuen Dienstleistungs- bzw. Organisationsmodells.

Eckdaten

TrägerschaftCurarete
ProjektleitungProf. Dr. Pierre Gobet
Gesamtprojektkosten CHF 280'000
Beitrag der Age-StiftungCHF 250'000

Kommentar der Age-Stiftung

Kommentar zur Bewilligung 2019

Curarete hat das Potenzial des Buurtzorg-Modells bereits sehr früh erkannt. Mit bemerkenswertem zivilgesellschaftlichem Engagement hat der Vereinsvorstand die Initiative ergriffen, um dieses in die hiesige Betreuungslandschaft zu integrieren. Auf diesem Weg ist Curarete bereits fortgeschritten und wird bald erste erfahrungsbasierte Erkenntnisse festhalten können. Sie werden eine Bereicherung und gleichermassen eine Konkretisierung der fachlichen Diskussion über neue Betreuungsansätze bedeuten – einer Diskussion, welche sich mit Blick auf die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen im Pflegesektor bereits zum öffentlichen Diskurs gewandelt hat. 

Kommentar zum Abschluss 2020

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Obwohl die verschiedenen Teilprojekte zur Umsetzung von selbstgesteuerten ambulanten Teams bereits fortgeschritten waren, mussten die Bemühungen des Vereins Curarete per Ende November 2020 eingestellt werden. Bedauerlicherweise ist es Curarete nicht gelungen, die für die Erprobung weiterer Schritte notwendigen, zusätzlichen Teams aufzubauen. Im Schlussbericht formuliert der Verein sieben diskussionswürdige Erkenntnisse zum Thema «ambulante Versorgung». Auch wenn das Projekt selbst nicht fortgeführt werden kann, sind die so gewonnenen Einsichten dennoch wertvoll für die aktuelle und zukünftige Gestaltung des künftigen Spitex-Bereichs.

Bilder

Tagung Psychiatrie Universitätsklinik, Zürich, 2018: Herr Heinrich Tobiska, Vorstandsmitglied
Team Villmergen/Kanton Aargau, 2019

Materialien zum Projekt

Profil

Matrix: Curarete, I-2019-012, ZH

CurareteI-2019-012
Vorsorge (Sicherheit)Wohntypus (Autonomie)
Pflege
Hilfe & Betreuung
Soziale Einbindung
Wohnung
PrivatOrganisiertInstitutionell

Schwerpunkte

Privates Wohnen
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Unterstützung / Hilfe / Pflege
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Kontakt

16.12.2020