FairCare Tandem-Modell für eine praxistaugliche Live-in-Betreuung

Das Modell der «Live-in-Betreuung» durch sogenannte Care-Migrantinnen wird immer wichtiger in häuslichen Betreuungssettings. Gleichzeitig wirft es ethische, arbeitsrechtliche und fachliche Fragen auf. Das FairCare Tandem-Modell will dazu Antworten aus der Praxis liefern.

Projektbeschrieb

Der Verbleib im eigenen Privathaushalt ist dank dem Ausbau ambulanter Pflegedienstleistungen und intermediärer Betreuungsangebote in Verbindung mit der immer noch hohen Betreuungsleistung von Angehörigen für viele ältere Menschen mit hohem Betreuungsbedarf möglich. In den zum Teil komplexen häuslichen Betreuungs-Settings nimmt immer häufiger die sogenannte Live-in-Betreuung eine Schlüsselrolle ein. Dabei decken «Care-Migrantinnen» – meist Frauen, oft aus ost-europäischen Ländern – die Betreuung ab. Sie werden meist durch spezialisierte Personalagenturen vermittelt und pendeln zwischen ihrem Herkunftsort und ihrem Arbeitsort in der Schweiz, wo sie für einige Wochen oder Monate die Betreuung übernehmen. 

Das Modell wirft diverse ethische und rechtliche Fragen auf und wurde bisher kaum reglementiert. Dies birgt einerseits das Risiko der Ausbeutung der ausländischen Arbeitskräfte, und andererseits ist die Qualitätssicherung in der Betreuung selten gegeben, da keine entsprechenden Standards bestehen. Erfahrungen zeigten, dass solche Live-in-Betreuungsarrangements für die betreuten Personen und ihre Angehörigen sowie für die Betreuungspersonen gleichermassen herausfordernd sein können. Dennoch sind sie für viele ältere Menschen und ihre Angehörigen alternativlos, wenn der Verbleib zu Hause möglich sein soll. 

Vor diesem Hintergrund hat eine Gruppe von Fachpersonen das «FairCare Tandem-Modell» entwickelt, das im Rahmen einer erweiterten Pilotierung in der Praxis getestet und evaluiert werden soll. Das «FairCare Tandem-Modell» schafft für Care-Migrantinnen faire Einsatzbedingungen und sieht eine enge Zusammenarbeit zwischen einer Personalagentur und der Spitex-Organisation vor. Die Live-in-Betreuungspersonen werden eng an die Spitex-Organisation angebunden, wodurch sie besser in das professionelle und informelle Care-Team integriert werden, während pflegerische Leistungen über die Krankenkasse abgerechnet werden können. Die kontinuierliche fachliche Begleitung durch die Spitex soll ausserdem die Versorgungsqualität fördern. Das Modell soll zudem dazu beitragen, die finanzielle Schwelle für Einsätze zu senken und die Übergänge von ambulant zu stationär sowie von Betreuung zu Pflege fliessender zu gestalten. 

Das im Rahmen des Pilotprojekts zu testende Betreuungsmodell berücksichtig aktuelle rechtliche Vorgaben und integriert die betrieblich-organisatorischen Erfahrungen und Erkenntnisse aus Vorprojekten verschiedener Pflegeorganisationen, Personalagenturen und Forschungsinstitutionen, die im Rahmen des Projekts miteinander kooperieren. Das Projekt soll im Zeitraum von September 2022 bis September 2024 umgesetzt werden. Das FairCare Tandem-Modell und die Erfahrungen aus der Testphase werden bei Abschluss des Projekts praxisnah und anwendungsfreundlich aufbereitet und allen interessierten Personen oder Organisationen frei zugänglich gemacht. Der Newsletter der Age-Stiftung wird zu gegebener Zeit darüber informieren.

Eckdaten

  • Trägerschaft

    PHS Public Health Services, BFH Berner Fachhochschule Departement Gesundheit mit Beteiligung von Spitex Sarganserland, Spitex Mittleres Toggenburg, betreuungsspezialist, Caritas Schweiz

  • Projektleitung

    Corina Salis Gross, Karin van Holten

  • Partnerorganisationen

    Dachorganisationen: Schweizerischer Seniorenrat, Curaviva Schweiz, Spitex Schweiz
    Einzelorganisationen: Spitex Bern, Spitex Ostermundigen, Besa Care

  • Projektlaufzeit

    2022-2025

  • Beitrag der Age-Stiftung

    CHF 240’000