Schmerzstudie – Lebensqualität durch therapeutisches Handauflegen
Schmerzen gehören zum Alltag vieler älterer Menschen und der Umgang damit stellt oft eine grosse Herausforderung dar. Chronische Schmerzen können nicht nur medikamentös, sondern müssen ganzheitlich bewältigt werden. Die Studie verfolgt den Wirkungsmechanismus entlang des heute wenig gebräuchlichen Mittels des therapeutischen Handauflegens.
Projektbeschrieb
In einer Forschungskooperation wollen das Zentrum für Gerontologie der Universität Zürich und das Institut Neumünster in Zollikerberg herausfinden, ob therapeutisches Handauflegen den Umgang mit chronischen Schmerzen erleichtern kann. Als «chronischer Schmerz» versteht man Schmerzen, die seit mindestens drei bis sechs Monaten anhalten und mit Einschränkungen physischer (Mobilitätsverlust und Funktionseinschränkung), psychisch-kognitiver (Befindlichkeit, Stimmung, Denken) und sozialer (Beziehungen, Arbeit, Finanzen) Art einhergehen. «Chronischer Schmerz entzieht sich der Ursache-Wirkung-Ebene und rein diagnostische Untersuchungen helfen nicht weiter. Es müssen alternative und kombinierte Lösungen angestrebt werden», sagen die Experten.
Hintergrund für die Schmerzstudie bildet unter anderem die Comfort-Studie (Universität Zürich, 2015). Als «Comfort» bezeichnet man im Kontext der Langzeitpflege einen entspannten, gesunden, friedlichen und für jeden Bewohner individuell gestalteten Zustand. Dieser manifestiert sich in vier Erlebnisbereichen: dem physischen, dem psychospirituellen, dem soziokulturellen und dem umgebungsbezogenen Bereich. Im Comfort-Zustand werden Bedürfnisse nach Linderung, Behaglichkeit und Transzendenz erfüllt (Kolcaba 2013). Der Comfort-Ansatz geht davon aus, dass eine Erhöhung von Comfort bei Bewohnern der Langzeitpflege oder auf Palliativstationen auch bei schwerer Beeinträchtigung möglich ist.
Die interessanten Resultate der Comfort-Studie führten im Frühjahr 2016 zum Vortest der vorliegenden Schmerzstudie. Dieser wurde an Menschen mit chronischen Schmerzen in der Schmerzpraxis Zollikerberg durchgeführt. Das subjektive Feedback der Schmerzpatientinnen aus der Vorstudie und die Fremdeinschätzung der Oberärztin der Schmerzabteilung, Frau Dr. Rezzoug, ermutigte das Zentrum für Gerontologie, die Wirkung des therapeutischen Handauflegens bei Schmerzpatienten im gewöhnlichen ambulanten Pflege-Setting zu untersuchen. Vier Therapeuten werden während zweier Interventionsphasen zwischen 2017 und 2018 19 Personen mit chronischen Schmerzen begleitend ambulant behandeln. Das Forschungsdesign umfasst Nachbefragungen, Interviews und eine Datenanalyse.
Der Schlussbericht (2019, 34 Seiten) beschreibt den therapeutischen Ansatz, gibt über das Studiendesign Auskunft und fasst die Erkenntnisse zusammen, die über die Wirkung des therapeutischen Handauflegens in den verschiedenen Dimensionen von Lebensqualität (physisch, psychisch, sozial und spirituell) gewonnen werden konnten. Die Resultate sind erste Hinweise zur möglichen Wirkungsweise des therapeutischen Handauflegens bei chronischen Schmerzpatientinnen und -patienten ohne Anspruch auf Generalisierbarkeit.
Dokumentation
Eckdaten
Trägerschaft
Zentrum für Gerontologie der Universität Zürich
Projektleitung
Sandra Oppikofer
Partnerorganisationen
Institut Neumünster
Projektlaufzeit
2017–2019
Gesamtprojektkosten
CHF 297’700
Beitrag der Age-Stiftung
CHF 130‘000