Zwei Heimbetriebe werden zusammengeführt – Neubau Marthaheim, St. Gallen
I-2017-052 / Bewilligungsjahr: 2017
Das Marthaheim hat einen gerontopsychiatrischen Schwerpunkt. Nun zieht es in einen Neubau unmittelbar neben das Pflegeheim Josefshaus. Damit räumliche, wie auch betriebliche Synergien entstehen, braucht es strukturelle und betriebliche Anpassungen.
Projektbeschrieb
Das Marthaheim ist ein gerontopsychiatrisches Betagtenheim, das 42 Menschen, die gesellschaftlich und sozial nicht mehr partizipieren können und auf Pflege angewiesen sind, ein Zuhause bietet. Rund 47 Mitarbeitende und freiwillige Helferinnen sorgen für eine wohnliche Atmosphäre sowie eine gesundheits- und lebensorientierte Pflege und Betreuung. Das Marthaheim wird durch die Gemeinnützige und Hilfs-Gesellschaft der Stadt St. Gallen GHG geführt. Das Gebäude, in welchem sich neben dem Heim auch das öffentliche Tagesrestaurant Davidshalde befindet, liegt in einer Altbauliegenschaft mitten in St. Gallen. Doch genügt es den heutigen baulichen Anforderungen für altersgerechtes Wohnen nicht mehr. Nach sorgfältiger Evaluation hat die GHG im Jahr 2008 entschieden, den heutigen Standort zu verlassen und neu zu bauen. Ab Ende 2019 kann ein sechsgeschossiger Neubau mit 78 Zimmern, die in zwei Hausgemeinschaften organisiert werden, bezogen werden. Flankiert werden die Einzelzimmer durch vier Aktivierungsräume, zwei Pflegebäder, eine eigene Kapelle und hindernisfreie Gästezimmer.
Als Standort für das neue Marthahaus ist ein Bauplatz in unmittelbarer Nähe zum Josefshaus vorgesehen. Das Josefshaus ist ebenfalls ein Heim für Betagte, das von der GHG geführt wird, jedoch ohne die psychogeriatrische Ausrichtung. Es wurde im Jahr 2016 aufgestockt und im Zuge einer Sanierung bei laufendem Betrieb auf die räumliche und technische Anschlussfähigkeit mit dem Marthaheim vorbereitet. Ab Ende 2019 sollen die Betriebe definitiv zusammengeführt werden. Wichtige Synergien erhofft man sich vom flexiblen Einsatz des Personals. Die Küchenbetriebe beider Heime werden zusammenwachsen. Bereits heute decken sie den Bedarf des Mahlzeitendienstes der Pro Senectute ab und führen einen professionellen Catering-Service. Auch sind Berufsleute aus der näheren Umgebung häufig gesehene Gäste im Dachrestaurant des Josefshauses. Das Josefshaus wird weiterhin 50 Plätze anbieten, doch soll es im Sinne einer harmonisierten Betriebskultur vermehrt nach den ressourcenorientierten Ansätzen des Marthaheims geführt werden. Derzeit finden intensive Austausch-Programme zwischen den Häusern statt. Mitarbeiter aller Hierarchiestufen schnuppern gegenseitig in den jeweiligen Häusern.
Welchen Prozess das Marthaheim und das Josefshaus bei ihrer Zusammenführung auf der räumlichen, der beruflichen, der konzeptuellen und der sozialen Ebene durchlaufen und wie sich das Resultat gestaltet, das wird in einem abschliessenden Bericht dokumentiert. Die Publikation wird voraussichtlich im Winter 2020/21 erscheinen. Der Newsletter der Age-Stiftung wird darüber informieren.
Eckdaten
Trägerschaft | GHG Geschäftsstelle Fürstenlandstrasse 102, Postfach, 9013 St. Gallen |
Projektleitung | Dorji Tsering, Geschäftsführer Alter |
Architektur / Berater | Oestreich + Schmid GmbH, St. Gallen |
Finanzierungspartner | Stadt St. Gallen |
Gesamtprojektkosten | CHF 28’200'000 |
Beitrag der Age-Stiftung | CHF 250’000 |
Projektdokumentation | erscheint ca. 2021 |
Kommentar der Age-Stiftung
Das Projekt Marthaheim bietet nicht nur auf verschiedenen baulichen und betrieblichen Ebenen Inspirationspotenzial für breite Fachkreise. Es ist auch gesellschaftspolitisch relevant, denn sein Angebot ist an eine Zielgruppe adressiert, die allzu oft im Schatten der allgemeinen gesundheitspolitischen Diskussion bleibt: Menschen mit psychischen oder suchtbedingten Beeinträchtigungen, die oft bereits im frühen Alter unter körperlichen Gebrechen leiden, die eine stationäre Pflege unabdingbar machen. In Heimen, die nach den klassischen Ansätzen der Pflege arbeiten, führen Bewohnerinnen und Bewohner, die sich in solch komplexen sozialen und gesundheitlichen Situationen befinden, zu einer Überforderung. Damit das Leben in einer Institution funktioniert, muss das Personal für den Umgang mit dieser speziellen Personengruppe geschult und vorbereitet sein. In der Zusammenführung des Marthaheims, mit seinen gerontopsychiatrischen Betreuungsgrundsätzen, und des Josefshauses, mit seinen eingespielten Pflegeprozessen, kann demonstriert werden, wie ein konzeptioneller Brückenschlag gelingt und welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um Heime fit zu machen für die Betreuung und Integration von Menschen mit psychischen Krankheiten und sozialen Problemen.
Materialien zum Projekt
Profil
Matrix: Marthaheim St. Gallen, I-2017-052, SG
Pflege | |||
Hilfe & Betreuung | |||
Soziale Einbindung | |||
Wohnung | |||
Privat | Organisiert | Institutionell |
Schwerpunkte
Kontakt
Dorji Tsering
Geschäftsführer Alter
Tel.: 071 274 89 04
E-mail: dorji.tsering@josefshaus.ch