94 hindernisfreie Generationenwohnungen in Burgdorf
I-2016-046 / Bewilligungsjahr: 2016 / Abschlussjahr: 2021
Eine generationendurchmischte Siedlung mit vielfältigen Wohnungstypen für unterschiedliche Bedürfnisse ist in Burgdorf entstanden. Das Projekt zeigt, dass partizipative und generationenverbindende Wohnmodelle auch im ländlichen Raum und in renditeorientieren Bauprojekten möglich sind, wenn dafür die richtigen Voraussetzungen geschaffen werden.
Projektbeschrieb
Die Überbauung GeWo Burgdorf (BE) umfasst 94 hindernisfreie Mietwohnungen, verteilt auf vier dreigeschossige Gebäude mit verschiedenen, durch die Bewohnerschaft gemeinsam gestalteten Gemeinschaftsräumen im Erdgeschoss. Die Wohnungen verfügen über 1½ bis 4½ Zimmer, besondere Modelle bis zu 6 Zimmer. Ihre teils flexiblen Grundrisse orientieren sich an der Bedürfnisvielfalt der altersdurchmischten Bewohnerschaft und sollen insbesondere auch gemeinschaftliche Wohnmodelle fördern. Für einen ausgewogenen Generationenmix wurde circa ein Drittel der Wohnungen für ältere bis hochaltrige Menschen vorgesehen. Der Aussenraum der Siedlung ist verkehrsfrei konzipiert. Eine unterirdische Einstellhalle sowie einige oberirdische Parkplätze am Rande der Überbauung stehen zur Verfügung. Die Mobilität wird durch Car Sharing sowie eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr gewährleistet. Der Bezug der Siedlung erfolgte am 1. Februar 2019.
Eigentümerin der Überbauung ist die Gebäudeversicherung Bern (GVB). Nach dem freiwilligen Rücktritt der ursprünglichen Betriebsgenossenschaft vom Generalmietvertrag hielt die GVB am ursprünglichen Konzept des Generationenwohnens festhält und gründete eine Mietergenossenschaft. Jede Mieterin und jeder Mieter der Siedlung gehört automatisch der Genossenschaft an. Finanziert wird diese aus den Mietzinseinnahmen. Ziel ist es, dass die Genossenschaft selbstbestimmt handeln kann und gemäss ihren Statuten eine generationenübergreifende, lebendige Siedlung entsteht. Zum Aufbau einer passenden Siedlungsorganisation und Partizipation der Bewohnerschaft wurde eine soziokulturelle Animatorin für die ersten beiden Betriebsjahre verpflichtet. Durch die bauliche Flexibilität und ein tragendes Netzwerk mit freiwilliger und bei Bedarf professioneller Hilfe möchte sie erreichen, dass gerade auch ältere Menschen in der Siedlung bleiben können, selbst wenn sich deren Lebensumstände verändern. Zudem soll so – unter Respektierung der Autonomie des Einzelnen – der Vereinsamung vorgebeugt werden. Die Schnittstellen zwischen Investor, Genossenschaft und Mieter regelt das Betriebskonzept der Siedlung. Der Betrieb soll, wo angezeigt, durch interne oder externe Fachpersonen im Mandat geführt werden.
Eckdaten
Trägerschaft | Gebäudeversicherung Bern GVB Papiermühlestrasse 130 3063 Ittigen |
Projektleitung | Bau: Pedro Alves Correia |
Partnerorganisationen | Stadt Burgdorf: Zuschlag an Projekt GeWo erteilt, da dieses perfekt in Zone mit Planungspflicht (ZPP) für «Experimentelles Wohnen» und ins Stadtleitbild passt |
Architektur / Berater | Architektengemeinschaft Hunziker/Mani (Walter Hunziker Architekten AG Bern + Daniel Mani Architekten AG Bern) |
Gesamtprojektkosten | CHF rund 30 Mio. |
Beitrag der Age-Stiftung | CHF 210'000 |
Kommentar der Age-Stiftung
Kommentar zur Bewilligung 2016
Bereits die Entstehungsgeschichte des Projekts bietet lehrreiche Etappen: vom ursprünglich angedachten Kooperationsmodell im Kontext einer Betriebsgenossenschaft, über die Hürden, die eine erfolgreiche Verstetigung des Modells verhinderten, bis hin zur Überführung in das heutige Betriebskonzept der Mietergenossenschaft. Nicht weniger spannend ist das Angebot, bestehend aus einer Vielfalt von Wohnungstypen mit grosszügigen Gemeinschaftsflächen und flankiert durch eine soziokulturelle Animatorin. Die diesbezügliche Resonanz und Vermietungsakzeptanz, insbesondere bei der älteren Zielgruppe, sollen gewonnen werden. All diese Aspekte werden in einer Begleitdokumentation, welche die erste Betriebsphase umspannt, wiedergegeben und diskutiert. Über die Publikation wird der Newsletter der Age-Stiftung informieren.
Kommentar zum Abschluss 2021
Die wechselvolle Geschichte der Siedlung GeWo Burgdorf hat zu einer komplexen Organisation geführt: Ein Investor mit einem Renditeziel, eine Betriebsgenossenschaft mit Mitwirkungsmöglichkeiten für die Bewohnenden, eine konventionelle Immobilienverwaltungsfirma und eine Moderation durch die Gemeinwesenarbeit von Pro Senectute treffen im Siedlungsalltag aufeinander – und damit ganz unterschiedliche Auffassungen davon, wie das Zusammenleben in einer Wohnsiedlung geregelt werden kann und soll. Die Folge sind Lerneffekte, die in der Dokumentation von Ruedi Weidmann aufgezeigt werden. Das im Bericht porträtierte Beispiel der Generationensiedlung GeWo Burgdorf zeigt zudem eindrücklich, wie eine sozial durchmischte Bewohnerschaft durch Gemeinwesenarbeit und soziokulturelle Animation zu einer gut vernetzten Gemeinschaft geformt und zur Selbstorganisation befähigt werden kann.
Materialien zum Projekt
Profil
Matrix: GeWo Burgdorf, I-2016-046, BE
Pflege | |||
Hilfe & Betreuung | |||
Soziale Einbindung | |||
Wohnung | |||
Privat | Organisiert | Institutionell |
Schwerpunkte
Kontakt
Christina Stampfli
Immobilien-Portfoliomanagement GVB / Mitglied GeWo Burgdorf Genossenschaft
Papiermühlestrasse 130
3063 Ittigen
Tel.: 031 925 16 39
Handy: 079 813 27 63
E-mail: cstampfli@gvb.ch