Einfache Massnahmen für seh- und hörbehindertenfreundliche Wohnumfelder

Das Projekt «Wie bitte?» will ein seh- und hörbehindertenfreundliches Wohnumfeld fördern. Da Personen mit Seh- und Hörbeeinträchtigungen im Alltag auf viele Hindernisse treffen, die andere Personen kaum wahrnehmen, bedeutet das eine grosse psychische Belastung und wenig Zugang zu sozialer Teilhabe.

Projektbeschrieb

20 bis 30% der Gesamtbevölkerung im Alter von über 80 Jahren sind von einer Seh- oder Hörbeeinträchtigung betroffen. Dies führt häufig zu zusätzlichen motorischen Einschränkungen und geschwächten Kompetenzen in alltäglichen Aktivitäten. Auch psychische Auffälligkeiten wie Aggression oder Depression sowie kognitive Einschränkungen und inadäquates Verhalten können die Folge von Seh- und Hörbehinderungen sein. Isolation und Pflegeabhängigkeit sind nicht selten das Resultat. 

Um dieser Problematik entgegenzutreten, fördert der Verein für Menschen mit Sehbehinderung im Alter die Entwicklung von Fachwissen und die Verbreitung von entsprechenden Kenntnissen über Fakten, Probleme und Entlastungsmöglichkeiten in Zusammenhang mit Seh- und Hörbehinderung im Alter. Er gründete das Kompetenzzentrum Seh- und Hörbehinderung im Alter (KSiA), das sich bis zu seiner Auflösung im Juni 2021 für die Betroffenen von im Alter erworbenen Sinnesbehinderungen einsetzte und das Pilotprojekt «Wie bitte?» umsetzte – trotz den erschwerten Bedingungen während der Pandemie. Der Verein für Menschen mit Sehbehinderung im Alter ist weiterhin aktiv. 

Ein sensibilisiertes Umfeld und einfache Massnahmen im Bereich der Orientierung und Kommunikation können viel dazu beitragen, Barrieren im Wohnalltag von Personen mit Hör- oder Sehbehinderung zu verringern oder zu verhindern. Denn einerseits können mit einfachen Hilfsmitteln die Selbstständigkeit und die soziale Teilhabe von Betroffenen erhalten und gestärkt werden. Andererseits können informierte Nachbarn und Mitarbeitende der Vermieterschaft ein seh- und hörbehindertenfreundliches Wohnumfeld fördern – auch privat und ohne professionelle Unterstützung. Aus dieser Überzeugung entstand das Pilotprojekt «Wie bitte?». 

Im Pilotprojekt «Wie bitte?» wurden in ausgewählten Siedlungen von vier mittleren und grossen Wohnbaugenossenschaften pragmatisch umsetzbare Massnahmen vermittelt und deren Implementierung motiviert – sowohl bei den betroffenen Siedlungsbewohnenden und ihren Nachbarn als auch bei der Verwaltung und der Hauswartung. Zudem wurde eine vermehrte Thematisierung angeregt, da viele Betroffene sich scheuen, ihre Einschränkungen zur Sprache zu bringen. Ein sensibilisiertes, zugewandtes Umfeld kann helfen, diese Scham zu reduzieren. Zentral bei der durch die Pandemie eingeschränkten Wissensvermittlung war bzw. ist eine im Rahmen des Projekts entwickelte und höchst alltagspraktische Broschüre (Download unter Materialien). 

Das Projekt wurde durch das das Büro BASS evaluiert (2021, 21 Seiten). Der Schlussbericht des Kompetenzzentrums und der erweiterten Projekt-Steuergruppe (2021, 10 Seiten) hält die in der Pilotphase gewonnenen Erkenntnisse fest.

Dokumentation

Dokumentation 2021

Mit einer Seh- oder Hörbehinderung im Alter in der Wohnbaugenossenschaft leben

Eckdaten

  • Trägerschaft

    Kompetenzzentrum Seh- und Hörbehinderung im Alter – KSiA

  • Projektleitung

    Projektkoordination / -leitung: Judith Wildi

  • Partnerorganisationen

    Bundesamt für Wohnungswesen (BWO), WBG CH, Wohnen Schweiz; BAHOGE (ZH), Waidmatt (ZH), EBG Bern, OeWL (LU)

  • Projektlaufzeit

    2020–2021

  • Gesamtprojektkosten

    CHF 75'800 (Budget). Pandemiebedingt höherer Aufwand

  • Beitrag der Age-Stiftung

    CHF 20'000