Finanzielle Unterstützung im Alter mit Betreuungsgutsprachen, Bern
I-2019-005 / Bewilligungsjahr: 2019
Betreuungsgutsprachen sollen Finanzierungslücken schliessen, wenn alte Menschen Betreuungsleistungen benötigen, sich diese aber nicht leisten können. Die Stadt Bern stellt dafür die entsprechenden Mittel zur Verfügung und testet das Gutsprachenmodell in einem dreijährigen Pilotprojekt.
Projektbeschrieb
Während die Alterspflege über die Krankenversicherung und kantonale Beiträge finanziert wird, ist die Betreuung und Unterstützung im Alltag Privatsache. Pensionierte, die in bescheidenen finanziellen Verhältnissen leben, können sich Unterstützungsangebote, wie beispielsweise Mahlzeitendienste, oft nicht leisten. Für das auf drei Jahre befristete Projekt (Mai 2019 bis April 2022) hat die Stadt Bern im Integrierten Aufgaben- und Finanzplan (IAFP) rund CHF 500’000 eingestellt, womit solche Finanzierungslücken geschlossen werden sollen. Mit den neuen Betreuungsgutsprachen erhalten Personen mit wenig finanziellen Ressourcen Zugriff auf verschiedene Unterstützungsangebote. Dazu gehören unter anderem Wohnungsanpassungen, Notrufsysteme, Mahlzeitendienste und Mittagstische, Haushaltshilfen, Besuchs- und Entlastungsdienste oder betreute Wohnformen.
Das Angebot richtet sich an Stadtbernerinnen und Stadtberner im AHV-Alter, die einen entsprechen-den Bedarf nachweisen können und deren Einkommen und Vermögen eine bestimmte Schwelle nicht überschreitet. Diese Schwelle wird anhand der definitiven Steuerveranlagung festgesetzt. Das maximale steuerbare Einkommen beläuft sich auf CHF 32’000 für eine Einzelperson und CHF 48’000 für Ehepaare. Das maximale Vermögen (vor Abzügen) ist auf CHF 37’500 für Einzelpersonen und CHF 60’000 für Ehepaare festgesetzt. Die finanziellen Voraussetzungen für eine Bedarfsmeldung bringen rund 4’000 Seniorinnen und Senioren (von insgesamt rund 23’000) der Stadt Bern mit. Die Unterstützungsbeiträge sind auf maximal CHF 500 monatlich bzw. CHF 6’000 jährlich beschränkt.
Das Projekt Betreuungsgutsprachen wird in Zusammenarbeit mit der Pro Senectute Kanton Bern durchgeführt. Sie führt im Auftrag der Stadt bei interessierten Personen die Bedarfsabklärungen durch und empfiehlt benötigte Leistungen.
Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt durch die Angewandte Forschung & Entwicklung Pflege an der Berner Fachhochschule BFH, in Kooperation mit dem Institut Alter der BFH. Die Unterfinanzierung von Betreuung im Alter ist schweizweit ein Thema, und die Erkenntnisse des Projektes sollen sowohl in die eidgenössischen als auch in die kantonalen politischen Diskussionen einfliessen. Auch die Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern unterstützt das Projekt und wird dieses inhaltlich begleiten.
Eckdaten
Trägerschaft | Stadt Bern |
Projektleitung | Kompetenzzentrum Alter |
Partnerorganisationen | Pro Senectute Kanton Bern Berner Fachhochschule BFH Departement Gesundheit und Departement Soziale Arbeit |
Finanzierungspartner | Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern |
Gesamtprojektkosten | CHF 750'000 (inkl. Personalkosten) |
Beitrag der Age-Stiftung | CHF 85'000 (Begleitforschung) |
Kommentar der Age-Stiftung
Der Kanton Bern hat auf Ende 2012 das sogenannte Wohnheimmodell abgeschafft. Bis Ende 2012 konnten Anbietende von betreuten Wohnformen für Mietende mit Ergänzungsleistungen (EL) eine Tagespauschale von CHF 115 verrechnen, was monatlichen CHF 3’450 pro Mietenden mit EL entsprach. Seit 2013 werden betreute Wohnformen seitens EL dem «normalen» Wohnen gleichgesetzt, und die Miete wird lediglich mit CHF 1’100 für eine Person bzw. CHF 1’250 für zwei Personen abgegolten [Stand 2019]. Daraus resultierte eine Versorgungslücke für AHV-Rentnerinnen und -Rentner mit EL. Der Gemeinderat der Stadt Bern hat das Problem erkannt und in den Legislaturzielen 2017–2020 berücksichtigt. Die Wirksamkeit und Eignung der Betreuungsgutsprachen wird im Rahmen der dreijährigen Pilotphase wissenschaftlich untersucht. Die Erkenntnisse sind von grundsätzlichem gerontologischem und alterspolitischem Interesse. Der Newsletter der Age-Stiftung wird über die Resultate berichten.
Materialien zum Projekt
Profil
Matrix: Gutsprachen Bern, I-2019-005, BE
Pflege | |||
Hilfe & Betreuung | |||
Soziale Einbindung | |||
Wohnung | |||
Privat | Organisiert | Institutionell |
Schwerpunkte
Kontakt
Nicole Stutzmann
Leiterin Kompetenzzentrum Alter
Predigergasse 6
3011 Bern
Tel.: 031 321 63 65
E-mail: nicole.stutzmann@bern.ch