Gemeinschaftliches Wohnen im Alter im Zollhaus, Zürich
I-2018-040 / Bewilligungsjahr: 2018 / Abschlussjahr: 2023
Mitten in Zürich bietet das «Zollhaus» neuen verdichteten Raum zum Wohnen, Arbeiten und für Begegnungen. Zur Etablierung von Alterswohngemeinschaften hat die Genossenschaft Kalkbreite gezielt Personen über 60 angesprochen und in einem partizipativen Prozess begleitet.
Projektbeschrieb
Für das Projekt «Zollhaus» erstand die gemeinnützige Baugenossenschaft Kalkbreite von den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und der Stadt Zürich das Bauareal «Zollstrasse West», gleich hinter dem Hauptbahnhof. Entstanden ist ein Gebäudeensemble aus drei Häusern, die Wohnraum für rund 190 Menschen und Gewerberäume mit rund 100 Arbeitsplätzen bieten. Die Zielsetzungen der Genossenschaft umfassen günstige Mieten, innovative Gewerbenutzungen, eine breite soziale Durchmischung, die Beteiligung der Nutzerschaft an Aufbau und Betrieb, Austausch, Nachhaltigkeit und Suffizienz.
Unterschiedliche private, halböffentliche und öffentliche Innen- und Aussenräume und ein vielfältiger Nutzungsmix sorgen für eine facettenreiche Bespielung des vorhandenen Raums. Mit einem Gewerbeanteil von rund 40% (Verkauf, Kultur, Gastronomie, Büro/Dienstleistung, Pension) trägt das Zollhaus zur Grundversorgung des Quartiers bei und bietet neuen Lebensraum für die Bewohnerschaft, das Quartier wie auch Gäste.
Im Zollhaus wurden konventionelle wie auch neue Wohnformen umgesetzt, wobei die durchschnittliche Fläche des individuellen Wohnraums weniger als 30 m² pro Person beträgt. Die Mieterinnen und Mieter leben in Kleinwohnungen, Familienwohnungen, Gross-WGs oder in, von den Mietenden weitgehend selbst ausgebauten, Hallenwohnungen (total 50 Wohnungen). Wie bereits in der Siedlung Kalkbreite – dem ersten, vielbeachteten Projekt der Genossenschaft – wurde auch im Zollhaus eine «Conciergerie» realisiert, die sich um die Liegenschaftsverwaltung, die Vermietung von Pensions- und Sitzungszimmern sowie um den Unterhalt der Gebäude kümmert und für alle Zollhausbewohnerinnen und -bewohner als erste Anlaufstelle vor Ort präsent ist.
Die Genossenschaft setzte sich zum Ziel, dass 15% der Bewohnenden über 65 sein sollten. Dazu vermietete sie einen Teil der Kleinwohnungen an diese Zielgruppe, wollte aber auch grössere Wohnungen an Ü60-Wohngemeinschaften vergeben. Im Teilprojekt «Gemeinschaftliches Wohnen im Alter» wurde die Etablierung dieser WGs in einem partizipativen Prozess begleitet. So gelang es, dass bei der Erstvermietung zwei Dreier- und eine Siebner-WG ins Zollhaus einzogen. Die Dokumentation (2023, 43 Seiten) von Häusler + Weidmann zeichnet den partizipativen Prozess nach und beleuchtet die Erfahrungen im Betrieb.
Eckdaten
Trägerschaft | Genossenschaft Kalkbreite Kalkbreitestrasse 2 8003 Zürich |
Projektleitung Zollhaus | Andreas Billeter (Bau) / Nina Schneider (Nutzung, Partizipation und Betrieb) |
Partnerorganisationen | Mitglied von Wohnbaugenossenschaften Schweiz |
Architektur / Berater | Enzmann Fischer Partner AG |
Finanzierungspartner | Zürcher Kantonalbank |
Gesamtprojektkosten | CHF 60-62 Mio. |
Beitrag der Age-Stiftung | CHF 260'000 |
Kommentar der Age-Stiftung
Kommentar zur Bewilligung 2018
Die Genossenschaft Kalkbreite hat bereits gezeigt, wie neue Wohnformen entwickelt, umgesetzt und in moderne Siedlungen integriert werden können. Im Projekt Zollhaus investiert sie aus Überzeugung explizit in die Entwicklung gemeinschaftlicher Wohnformen fürs Alter. Dabei sind sich die Verantwortlichen im Klaren über die betrieblichen Herausforderungen, die damit einhergehen. Im Zollhaus verbinden sich Erfahrung und Pioniergeist. Das sind gute Voraussetzungen für die Schaffung von neuen Wohnformen.
Kommentar zum Abschluss 2023
Das Zollhaus der Genossenschaft Kalkbreite steht für bezahlbares, verdichtetes Wohnen im städtischen Raum. Kombiniert mit gemeinschaftlichen und innovativen Wohnmodellen – unter anderem für ältere Menschen. Ein anspruchsvolles Unterfangen, das in der zweijährigen Begleitdokumentation von Häusler + Weidmann facettenreich ausgeleuchtet wird. Gemeinsam mit involvierten Akteuren werden Planung, Prozesse und gebaute Umwelt reflektiert und auch die Bewohnerinnen und Bewohner kommen zur Sprache. Dem interessierten Leser stellt sich die Frage, ob Wohnformen, die wünschenswert erscheinen, tatsächlich einem Bedürfnis entsprechen und inwiefern gemeinschaftliche Wohnformen mit stark individualisierten Lebensformen ihr Gleichgewicht im Alltag finden können. Lassen Sie sich inspirieren und lesen Sie mindestens das Kapitel «Lernen vom Zollhaus» (S. 35-42) – es lohnt sich.
Materialien zum Projekt
Profil
Matrix: Kalkbreite Zollhaus, I-2018-040, ZH
Pflege | |||
Hilfe & Betreuung | |||
Soziale Einbindung | |||
Wohnung | |||
Privat | Organisiert | Institutionell |
Schwerpunkte
Kontakt
Valérie Anouk Clapasson
Geschäftsleitung
Genossenschaft Kalkbreite
Kalkbreitestrasse 2
8003 Zürich
Tel. 043 317 17 22
E-mail: valerie.clapasson@kalkbreite.net
www.kalkbreite.net