Giesserei – selbstverwaltetes Mehrgenerationenhaus in Winterthur

I-2012-045 / Bewilligungsjahr: 2012 / Abschlussjahr: 2016

Mit einem innovativen Gesamtkonzept entstand in Winterthur ein Mehrgenerationenhaus der Genossenschaft für selbstverwaltetes Wohnen (GESEWO). Das Projekt präsentiert gleich mehrere Lösungsansätze zur Entwicklung einer partizipativen Siedlungskultur, in welcher verschiedene Generationen voneinander profitieren.

Projektbeschrieb

Die Genossenschaft für selbstverwaltetes Wohnen GESEWO stellt ihren Mitgliedern seit 1984 Wohn- und Gewerberaum in selbstverwalteten Alt- und Neubauten im Grossraum Winterthur zur Verfügung. Sie ist eine Art logistisches Zentrum für die weitgehend autonomen, selbstverantwortlichen Hausgemeinschaften unter ihrem Dach.

In Winterthur Neuhegi wurden 151 Wohnungen in zwei Längsbauten in ökologischer Holzbauweise (Minergie P-Eco) erstellt. Ein breites Wohnangebot und vielfältige Wohnungstypen sollen unterschiedlichste Bedürfnisse aller Altersstufen und Einkommensschichten abdecken. Es sind auch subventionierte Wohnungen vorhanden. Für Einzelpersonen, Familien und WGs gibt es ein- bis zweigeschossige 1.5- bis 9-Zi-Wohnungen. Wer zeitweise einen Raum mehr braucht, kann ein Jokerzimmer dazumieten. Gemeinsam genutzt werden z.B. Gästezimmer, Werkstätten, Pantoffelbar und ein grosser Saal. Die Erdgeschossnutzungen sind breit angelegt. Geplant wurden ein Restaurant, eine Quartierbibliothek, ein Veloladen mit Werkstatt, eine Pflegewohngruppe, eine Kindertagesstätte, ein Tageszentrum für hirnverletzte Menschen, eine Gemeinschaftspraxis sowie weitere Gewerberäume. Die Siedlungsinfrastruktur sowie die Umgebungsgestaltung wurden in einem partizipativen Planungsprozess (Ideen-Workshops mit bis zu 100 Teilnehmenden) als Teil des Generationenkonzepts ausgearbeitet. Die Wohnungen sind wie der Aussenraum rollstuhlgängig (SIA 500).

Eine interaktive Website ermöglicht unkomplizierte Tauschmechanismen unter den Bewohnern. Für die Unterstützung der Selbstverwaltung und die Koordination der Freiwilligenarbeit war eine Siedlungsassistenz (Arbeitsbereich Soziale Arbeit) vorgesehen, die zwar eingesetzt wurde, jedoch nicht lange im Amt war. Mehr über die Gründe dafür und über weitere Korrekturen, die das Konzept in der ersten Betriebszeit erfahren hat, erfährt man in der Evaluation (2016), die das Projekt während zwei Jahren begleitet hat.

Eckdaten

TrägerschaftGESEWO Genossenschaft für selbstverwaltetes Wohnen
Obergasse 15
Postfach 356
8400 Winterthur
Email: info@gesewo.ch
PartnerorganisationenHausverein Giesserei
Architektur / Berater

Galli Rudolf Architekten AG, Zürich
Andreas Galli, Claudio Schiess
ph-baumanagement AG, Frauenfeld
Patrik Rüegg

Weitere BeraterArchitektick, Zürich
Tina Arndt
Finanzierungspartner Raiffeisen Winterthur
hbg Hypothekar-Bürgschaftsgenossenschaft schweizerischer Bau- und Wohnbaugenossenschaft, Zürich
Kanton Zürich und Stadt Winterthur (subventionierte Wohnungen)
Alle Bewohner und Bewohnerinnen
GesamtprojektkostenCHF 85 Mio.
Beitrag der Age-StiftungCHF 400’000

Kommentar der Age-Stiftung

Kommentar zur Bewilligung 2012

Mehrgenerationenwohnen liegt im Trend. Doch damit das Mit- und Nebeneinander-Leben unterschiedlicher Generationen tatsächlich Mehrwert für die Wohnqualität schafft, braucht es solidaritätsfördernde Siedlungs- und Quartiersstrukturen. Das Wohnprojekt Giesserei hat das Potenzial, diesbezüglich ein Vorreiter-Modell zu werden. Mit der Siedlungsassistenz und der webbasierten Kommunikations- und Partizipationslösung können die Ressourcen der Bewohnerschaft – sowohl der jungen wie der älteren – aktiviert und koordiniert werden. Ein Ausgleichsprinzip soll zusätzlich erbrachte Leistungen entschädigen und nicht erbrachte Bewohnerleistungen sollen bezahlt werden. Dieses Mehrgenerationenmodell fokussiert damit bei allen Altersgruppen gleichermassen auf die Ressourcen und nicht auf die Defizite. Die facettenreiche gewerbliche Bespielung der Siedlung ermöglicht jedoch auch professionelle und semi-professionelle Unterstützungsdienstleistungen, bspw. den Mahlzeitenservice aus der Kindertagesstätte.

In der Giesserei wird deutlich: In einem Generationenhaus finden ältere Menschen ideale Wohnbedingungen, ohne dass altersspezifische Sonderlösungen geschaffen werden. Nicht anders als die jüngeren Siedlungsbewohner nutzen sie die rollator- und kinderwagengängigen Wegführungen, nehmen am Mittagstisch in den Gemeinschaftsräumen teil, kaufen im Quartierladen ein, treffen sich im Siedlungsrestaurant mit Freunden oder reservieren für Besuche ein Gästezimmer. Darum, dass die tatsächlich spezifischen Bedürfnisse älterer Menschen berücksichtigt werden, kümmert sich die Arbeitsgruppe Alter.

Bilder

Profil

Matrix: Giesserei, I-2012-045, ZH

GiessereiI-2012-045
Vorsorge (Sicherheit)Wohntypus (Autonomie)
Pflege
Hilfe & Betreuung
Soziale Einbindung
Wohnung
PrivatOrganisiertInstitutionell

Schwerpunkte

Gemeinschaftlich
Wohngemeinschaft  · Hausgemeinschaft  · gemeinschaftliches Wohnen  · Gemeinschaftsräume  · Gemeinschaftsraum  ·
Privates Wohnen
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Quartier / Sozialraum
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Mehrgenerationen
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Kontakt

24.06.2015

Selbstverwaltungsträger
Hausverein Giesserei
Ida-Sträuli-Strasse 65
8404 Winterthur
praesidium@giesserei-gesewo.ch