Clusterwohnen im Juradorf Wiedlisbach
I-2020-067 / Bewilligungsjahr: 2020 / Abschlussjahr: 2023
Mit dem Juradorf Wiedlisbach entsteht das erste «Demenzdorf» der Schweiz. Das viel diskutierte Pflegeangebot sollte in diesem Förderprojekt durch Clusterwohnungen für Angehörige ergänzt werden, damit diese in der Nähe ihrer an Demenz erkrankten Partnerinnen oder Partner wohnen können. Im Planungsprozess zeigte sich, dass das Konzept nicht den Bedürfnissen entspricht und im ländlichen Kontext nicht umsetzbar ist.
Projektbeschrieb
Mit dem Projekt «Juradorf Wiedlisbach» wird ein (für die Schweiz) neues Modell für die stationäre Pflege demenzerkrankter Personen umgesetzt. Es orientiert sich am Vorbild «De Hogeweyk» bei Amsterdam. Der Ansatz besteht darin, dass eine geschützte, dorfähnliche Umgebung mit lebensweltgerechten und überschaubaren Wohneinheiten für eine grösstmögliche Bewegungsfreiheit der Bewohner sorgt.
Die treibende Kraft hinter dem Grossprojekt ist die Immobilien Genossenschaft Oberaargau (IGO). Das komplexe Projekt besteht aus Neubauten, Ersatzneubauten und Umnutzungen. Ein wichtiger Bestandteil ist das bestehende sechsstöckige Hochhaus. Hier sollten neue Wohnformen entstehen, insb. Clusterwohnungen für Angehörige von Bewohnenden. Der von der Age-Stiftung geförderte Planungsprozess hat jedoch gezeigt, dass das Projekt nicht in der geplanten Form realisierbar ist. Der Erfahrungsbericht (PDF, 28 Seiten) beleuchtet die Erkenntnisse aus dem Planungsprozess: Insb. die fundierte Bedürfnisanalyse machte deutlich, dass Angehörige eine Balance zwischen Nähe und Distanz bevorzugen und nicht per se in unmittelbarer Nähe ihrer Partnerinnen oder Partner wohnen möchten. Weitere Einflussfaktoren werden im ländlichen Kontext sowie einer pandemiebedingten Skepsis vor Nähe ausgemacht.
Eckdaten
Trägerschaft | Immobilien Genossenschaft Oberaargau |
Projektleitung | Martin Sommer |
Partnerorganisationen | dahlia oberaargau ag |
Architektur / Berater | Martin Furter, Langenthal |
Weitere Berater | GWJ, Bern |
Finanzierungspartner | Bank |
Gesamtprojektkosten | CHF 3 Mio. |
Beitrag der Age-Stiftung | CHF 220'000 |
Kommentar der Age-Stiftung
Kommentar zur Bewilligung 2020
Das Modell «Demenzdorf» kann immer noch seinen Innovationsanspruch geltend machen. Dies nicht zuletzt deshalb, weil es in Fachkreisen auch nach mehreren Jahren immer noch kontrovers diskutiert wird. Die Förderung durch die Age-Stiftung zielt jedoch in erster Linie auf die Umnutzung des bestehenden Hochhauses ab, wo ebenfalls innovative neue Wohnangebote entwickelt werden sollen. Sie können unabhängig vom Dorfkonzept ein eigenes Innovationspotenzial entfalten, das andere stationäre Einrichtungen inspirieren kann.
Kommentar zum Abschluss 2023
Im Rahmen des Planungsprozesses wurde die Idee konkretisiert, Clusterwohnungen für Angehörige im bestehenden Hochhaus auf dem Areal des Demenzdorfes zu realisieren. Die Age-Stiftung hat sich mit einem Entwicklungsbeitrag an der Machbarkeitsstudie und weiteren Abklärungen beteiligt. Der Erfahrungsbericht zeigt auf, welche Herausforderungen und Erkenntnisse sich im Planungsprozess aufgedrängt haben und zu welcher Lösung sie geführt haben. Das Kapitel über sich verändernde Bedürfnisse der anvisierten Nutzergruppen (S. 14-17) dürfte für weitere Fachkreise von Interesse sein.
Materialien zum Projekt
Profil
Matrix: IGO Cluster Wohnen, I-2020-067, BE
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