So TeRo – Förderung der Lebensqualität mittels sozialen Telepräsenzrobotern

883 / Bewilligungsjahr: 2021

Können Telepräsenzroboter die Selbstständigkeit, Mobilität und Teilhabe alter Menschen unterstützen und zu ihrer Lebensqualität beitragen? Und wie lassen sich solche Roboter sinnvoll in den Alltag von Alters- und Pflegeinstitutionen integrieren? Die wissenschaftlichen Piloteinsätze von assistiver Robotik können zur Beantwortung dieser Frage beitragen.

Projektbeschrieb

Ausreichend Kontakt mit der Familie und mit Bekannten trägt massgeblich zum Wohlbefinden älterer Personen in Alters- und Pflegeinstitutionen bei. Digitale Systeme erweitern und vervielfältigen solche Kontakte. Deshalb stehen in Pflegeinstitutionen immer häufiger Smartphones und Tablets als Kommunikationsmittel zur Verfügung und gehören bald zum Wohnalltag im Heim. Als Erweiterung der technischen Kommunikationsmöglichkeiten können neu auch Telepräsenzroboter zum Einsatz kommen.

Ein Telepräsenzroboter verfügt über Räder, eine Kamera, einen Lautsprecher, ein Mikrofon und einen Bildschirm. Ferngesteuert wird er durch eine entfernte Umgebung navigiert, während eine zweiseitige Video- und Audioübertragung stattfindet. Im Vergleich zu Smartphone und Tablet vermitteln die physische Gestalt und die Mobilität des Roboters eine grössere gefühlte Nähe zwischen den Menschen im gemeinsamen Ferngespräch.

Die Kommunikation mit Angehörigen ist jedoch nicht das einzige Anwendungsfeld für Telerobotik. Auch medizinische Konsultationen und Pflegeunterstützung zählen zu den möglichen Einsatzzielen. Telepräsenzroboter können zudem Hilfe bei der Orientierung durchs Pflegeheim geben, Videobotschaften abspielen, aus der Zeitung vorlesen oder Spiele spielen. Dem Einsatz von Telepräsenzrobotern in Pflegeheimen stehen jedoch verschiedene Hemmnisse im Weg. Dazu gehört nicht nur die Frage der Konnektivität zur IT-Infrastruktur im Heim oder die besonderen Ansprüche der betagten Anwenderinnen und Anwender. Damit die in der Anschaffung teuren Telepräsenzroboter Mehrwert im Heimalltag entfalten, müssen sie organisatorisch sinnvoll in die Arbeitsprozesse und in Geschäftsmodelle integriert werden. Diese Integration ist bisher ausstehend, und so rollen Telepräsenzroboter noch kaum durch die Korridore der Schweizer Alters- und Pflegezentren. Entsprechend fehlen Erfahrungen zum Einsatzpotenzial solcher Roboter. Das Institut für Kooperationsforschung und -entwicklung der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) hat deshalb gemeinsam mit einem Netzwerk aus Forschung, Industrie und Alterseinrichtungen ein Forschungsprojekt entwickelt. Auf Basis konkreter Einsätze werden Telepräsenzroboter in Pflegezentren und im betreuten Wohnen bezüglich Akzeptanz, Mehrwert, technischer Entwicklungsanforderung und Marktpotenzial untersucht.

Zum Einsatz kommt das Model Temi. Neben der Videoanruffunktion verfügt Temi über die Fähigkeit, sich selbstständig im Raum zu orientieren, Hindernisse zu erkennen, kleinere Gegenstände zu transportieren sowie Musik und Videos abzuspielen. Der Roboter kann Personen erkennen, ihnen folgen und Sprachsequenzen mit bestimmten Situationen verknüpfen.

Es werden ca. sieben Piloteinsätze des Telepräsenzroboters in unterschiedlichen Institutionen wissenschaftlich begleitet, dokumentiert und evaluiert. Dabei stehen technische, prozessuale und soziale Aspekte im Vordergrund. Zudem soll ein Geschäftsmodell entwickelt werden, das die wirtschaftlichen Hürden für den Einsatz von Telepräsenzrobotik senkt. Damit sich Heiminstitutionen über ihre Erfahrungen austauschen können, wird ein Anwendernetzwerk für Pflegeheime aufgebaut.

Eckdaten

TrägerschaftFHNW Campus Olten
ProjektleitungHochschule für Angewandte Psychologie FHNW, Institut für Kooperationsforschung und -entwicklung, Prof. Dr. Hartmut Schulze (Leiter Schwerpunkt Social Robotics)
PartnerorganisationenBonacasa; Helvetia Partners; raumCode; Hochschule für Technik FHNW, Institut für Data Science; Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW, Institut für Marktangebote und Konsumentscheidungen
Gesamtprojektkosten CHF 280'000
Beitrag der Age-StiftungCHF 140'000
Projektdokumentationerscheint ca. 2024

Kommentar der Age-Stiftung

Kommentar zur Bewilligung 2021

Sozioassistive Robotiksysteme sollen ältere Menschen in ihrer Mobilität, Selbstpflege, Sicherheit, Interaktion und Kommunikation unterstützen. Obwohl die Hardware weit gereift ist, stecken die evidenzgestützte Forschung und die Entwicklung von alltagsorientierten Anwendungskonzepten sowie robusten Geschäftsmodellen noch in den Kinderschuhen. Ob und wie gut assistive Robotik die Selbstständigkeit, Teilhabe und Lebensqualität älterer Menschen fördert, hat sich deshalb noch nicht erwiesen. Gesellschaftlich steht die Frage im Raum, welche Rolle solche Roboter spielen können und sollen, wenn es darum geht, die Herausforderungen des demografischen und gesellschaftlichen Wandels im Gesundheitswesen zu meistern. Um Antworten darauf zu finden, braucht es eine empirische Grundlage. Zu dieser trägt das vorliegende Projekt massgeblich bei.

Bilder

Profil

Matrix: ., 883, SO

.883
Vorsorge (Sicherheit)Wohntypus (Autonomie)
Pflege
Hilfe & Betreuung
Soziale Einbindung
Wohnung
PrivatOrganisiertInstitutionell

Schwerpunkte

Unterstützung / Hilfe / Pflege
Spitex  · Betreuung  · Care  · Begleitung  · Service  · Minijobs  · Freiwilligenarbeit  · Spitex Plus  · Dienstleistungen  · Mobilität  · Transport  · Hilfe zu Hause  · Zeitgutscheine  · Kiss  · Selbsthilfe  ·

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22.12.2021