So TeRo – Förderung der Lebensqualität mittels sozialen Telepräsenzrobotern

Können Telepräsenzroboter die Selbstständigkeit, Mobilität und Teilhabe alter Menschen unterstützen und zu ihrer Lebensqualität beitragen? Und wie lassen sich solche Roboter sinnvoll in den Alltag von Alters- und Pflegeinstitutionen integrieren? Die wissenschaftlichen Piloteinsätze von assistiver Robotik können zur Beantwortung dieser Frage beitragen.

Projektbeschrieb

Ausreichend Kontakt mit der Familie und mit Bekannten trägt massgeblich zum Wohlbefinden älterer Personen in Alters- und Pflegeinstitutionen bei. Digitale Systeme erweitern und vervielfältigen solche Kontakte. Deshalb stehen in Pflegeinstitutionen immer häufiger Smartphones und Tablets als Kommunikationsmittel zur Verfügung und gehören bald zum Wohnalltag im Heim. Als Erweiterung der technischen Kommunikationsmöglichkeiten können neu auch Telepräsenzroboter zum Einsatz kommen. 

Ein Telepräsenzroboter verfügt über Räder, eine Kamera, einen Lautsprecher, ein Mikrofon und einen Bildschirm. Ferngesteuert wird er durch eine entfernte Umgebung navigiert, während eine zweiseitige Video- und Audioübertragung stattfindet. Im Vergleich zu Smartphone und Tablet vermitteln die physische Gestalt und die Mobilität des Roboters eine grössere gefühlte Nähe zwischen den Menschen im gemeinsamen Ferngespräch. 

Die Kommunikation mit Angehörigen ist jedoch nicht das einzige Anwendungsfeld für Telerobotik. Auch medizinische Konsultationen und Pflegeunterstützung zählen zu den möglichen Einsatzzielen. Telepräsenzroboter können zudem Hilfe bei der Orientierung durchs Pflegeheim geben, Videobotschaften abspielen, aus der Zeitung vorlesen oder Spiele spielen. Dem Einsatz von Telepräsenzrobotern in Pflegeheimen stehen jedoch verschiedene Hemmnisse im Weg. Dazu gehört nicht nur die Frage der Konnektivität zur IT-Infrastruktur im Heim oder die besonderen Ansprüche der betagten Anwenderinnen und Anwender. Damit die in der Anschaffung teuren Telepräsenzroboter Mehrwert im Heimalltag entfalten, müssen sie organisatorisch sinnvoll in die Arbeitsprozesse und in Geschäftsmodelle integriert werden. Diese Integration ist bisher ausstehend, und so rollen Telepräsenzroboter noch kaum durch die Korridore der Schweizer Alters- und Pflegezentren. Entsprechend fehlen Erfahrungen zum Einsatzpotenzial solcher Roboter. Das Institut für Kooperationsforschung und -entwicklung der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) hat deshalb gemeinsam mit einem Netzwerk aus Forschung, Industrie und Alterseinrichtungen ein Forschungsprojekt entwickelt. Auf Basis konkreter Einsätze werden Telepräsenzroboter in Pflegezentren und im betreuten Wohnen bezüglich Akzeptanz, Mehrwert, technischer Entwicklungsanforderung und Marktpotenzial untersucht. 

Zum Einsatz kommt das Model Temi. Neben der Videoanruffunktion verfügt Temi über die Fähigkeit, sich selbstständig im Raum zu orientieren, Hindernisse zu erkennen, kleinere Gegenstände zu transportieren sowie Musik und Videos abzuspielen. Der Roboter kann Personen erkennen, ihnen folgen und Sprachsequenzen mit bestimmten Situationen verknüpfen. 

Es werden ca. sieben Piloteinsätze des Telepräsenzroboters in unterschiedlichen Institutionen wissenschaftlich begleitet, dokumentiert und evaluiert. Dabei stehen technische, prozessuale und soziale Aspekte im Vordergrund. Zudem soll ein Geschäftsmodell entwickelt werden, das die wirtschaftlichen Hürden für den Einsatz von Telepräsenzrobotik senkt. Damit sich Heiminstitutionen über ihre Erfahrungen austauschen können, wird ein Anwendernetzwerk für Pflegeheime aufgebaut.

Eckdaten

  • Trägerschaft

    FHNW Campus Olten

  • Projektleitung

    Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW, Institut für Kooperationsforschung und -entwicklung, Prof. Dr. Hartmut Schulze (Leiter Schwerpunkt Social Robotics)

  • Partnerorganisationen

    Bonacasa; Helvetia Partners; raumCode; Hochschule für Technik FHNW, Institut für Data Science; Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW, Institut für Marktangebote und Konsumentscheidungen

  • Projektlaufzeit

    2021–2024

  • Gesamtprojektkosten

    CHF 280'000

  • Beitrag der Age-Stiftung

    CHF 140'000