Unterstützung älterer Geflüchteter in ihrem Wohnumfeld
I-2019-020 / Bewilligungsjahr: 2019 / Abschlussjahr: 2022
Geflüchtete Menschen im Alter über fünfzig Jahren werden bei ihrem Neuanfang in der Schweiz von anderen Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund begleitet und «im Tandem» unterstützt. Mit dieser Massnahme soll die schwierige Lebenssituation jener Menschen verbessert werden, die im Alter ihre Heimat verlassen mussten.
Projektbeschrieb
Menschen, die im Alter flüchten müssen, leben oft isoliert und verfügen kaum über Möglichkeiten zur Bildung oder Arbeitsintegration. Gesundheitliche Probleme werden verschärft durch Sprachhürden, ungeeignete Wohnsituationen sowie finanzielle und soziale Einschränkungen.
Das Projekts AltuM-Tandem verfolgt das Ziel, ältere Geflüchtete mit freiwilligen Begleitpersonen zusammenzubringen, welche die Migrationserfahrung teilen und die gleiche Sprache sprechen. Die Begleitperson hilft der geflüchteten Person, sich im Alltag und im Quartier zurechtzufinden und ermöglicht ihr den Zugang zu Angeboten und sozialen Kontakten. Schulungen bereiten die Begleitpersonen auf diese Aufgaben vor. Für ihr Engagement erhalten sie neben gesellschaftlicher Anerkennung auch eine formale Bestätigung, wodurch ihre Qualifikation auch im Bildungs- und Berufssektor anerkannt werden kann. Begleitpersonen und ältere Geflüchtete sind damit gleichermassen Zielgruppen des Projekts.
AltuM-Tandem wurde von September 2019 bis Dezember 2021 als Pilotprojekt vom Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (HEKS) umgesetzt und von der Hochschule für Soziale Arbeit (HSA der FHNW) wissenschaftlich begleitet. Die Studie (2022, 19 Seiten) beschreibt die Massnahme als wirkungsvoll. Die Rekrutierung von Begleitpersonen identifiziert sie als Hauptherausforderung für das Angebot, während sich die Koordination der Tandems als ebenso erfolgreich wie aufwändig erwies.
Seit Anfang 2022 ist AltuM-Tandem ein reguläres Angebot im Programm von HEKS-AltuM. AltuM-Tandem soll ausserdem auch in anderen regionalen Geschäftsstellen des HEKS unter Berücksichtigung der dort existierenden Rahmenbedingungen implementiert werden.
Eckdaten
Trägerschaft | Hochschule für Soziale Arbeit FHNW HEKS «Alter und Migration» |
Gesamtprojektkosten | CHF 226’000 |
Beitrag der Age-Stiftung | CHF 165'000 |
Kommentar der Age-Stiftung
Kommentar zur Bewilligung 2019
Menschen, die im Alter zur Flucht gezwungen werden, sehen sich mit einem sehr weitreichenden biografischen Einschnitt konfrontiert. Sie verlieren die Vertrautheit ihres über lange Jahre gewachsenen Umfelds und können mit der neuen Umwelt weder Erinnerungen noch ein Heimatgefühl verknüpfen. Möglichkeiten der Teilhabe werden durch das Fehlen von kulturellen Berührungspunkten eingeschränkt. Die Feste und Feiertage, die in der Schweiz begangen werden, erschliessen sich älteren Geflüchteten nicht und das Fehlen einer gemeinsamen Sprache erschwert ihre soziale Lage zusätzlich. Von neuralgischen gesellschaftliche Integrationspunkten wie der Schule der Kinder oder Arbeitsplätzen sind diese älteren Personen ausgeschlossen. Das solide entwickelte Unterstützungsprojekt kann deshalb zur Verbesserung der Wohnsituation von älteren Menschen beitragen, die in die Schweiz geflüchtet sind.
Kommentar zum Abschluss 2022
Von älteren geflüchteten Menschen wird keine Beteiligung am wirtschaftlichen Leben mehr erwartet - entsprechend wenig Beachtung erhalten sie im Integrationsdiskurs. Das Pilotprojekt zeigt auf, unter welchen Bedingungen es trotzdem gelingen kann, den Integrationsprozess positiv zu beeinflussen und mit den Tandembildungen einen stimmigen Mehrwert für alle, die Betreuten und die Unterstützenden, zu schaffen. Auf Gelingensbedingungen und Herausforderungen wird im lesenswerten und informativen Schlussbericht der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) hingewiesen. Lancieren Sie keine neue Matching-Initiative ohne die Schlussfolgerungen im Kapitel 5.1 (S. 24-26) gelesen zu haben!
Materialien zum Projekt
Profil
Matrix: FHNW HEKS, I-2019-020, SO
Pflege | |||
Hilfe & Betreuung | |||
Soziale Einbindung | |||
Wohnung | |||
Privat | Organisiert | Institutionell |
Schwerpunkte
Kontakt
Christine Matter
Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW
Hochschule für Soziale Arbeit
Riggenbachstrasse 16
4600 Olten
Tel:. 062 957 27 62
E-mail: christine.matter@fhnw.ch