Zwei Heimbetriebe werden zusammengeführt – GHG Rosenberg, St. Gallen

I-2017-052 / Bewilligungsjahr: 2017 / Abschlussjahr: 2021

Zwei Heime zu einer neuen Institution mit einer einheitlich integrativen Betriebskultur zu verschmelzen, das ist ein anspruchsvolles Unterfangen – insbesondere, wenn eines davon einen gerontopsychiatrischen Fokus hat. Das «GHG Rosenberg» zeigt, welche strukturellen und betrieblichen Anpassungen es braucht und welche Synergien dadurch entstehen.

Projektbeschrieb

Die Gemeinnützige und Hilfs-Gesellschaft der Stadt St. Gallen GHG engagiert sich mit rund 650 Mitarbeitenden für Menschen mit einem besonderen Betreuungs- und Unterstützungsbedarf in der Region St.Gallen. Zum breit gefächerten Angebot gehörten auch das Marthaheim (42 Plätze) mit seinem gerontopsychiatrischen Fokus und das Alters- und Pflegeheim Josefshaus (70 Plätze). Im Januar 2020 wurden die beiden Institutionen zum «GHG Rosenberg» zusammengelegt und die Bewohner des nicht mehr zeitgemäss ausgestatteten Marthaheims sind ins neue Haus Röteli umgezogen.

Das Haus Röteli ist ein sechsgeschossiger Neubau. Er liegt parallel zum alten Josefshaus, das bei Beginn seiner gestaffelten Sanierung in «Haus Lachen» umbenannt wurde. Auf vier Stockwerken befinden sich zwei Hausgemeinschaften. Insgesamt verfügt das Haus über 78 Einzelzimmer und zwei Gästezimmer. Ein grosszügiger Wohn- und Essbereich bildet das Zentrum jeder Wohngruppe. Flankiert werden die Einzelzimmer durch vier Aktivierungsräume, zwei Pflegebäder, und eine eigene Kapelle. Durch das neue Raumangebot wird es möglich, das gerontopsychiatrische Wohnangebot auszubauen.

Durch die Fusion von Marthaheim und Josefhaus zum GHG Rosenberg werden betriebliche Synergien sowie flexible Personalstrukturen genutzt und so die wirtschaftliche Tragbarkeit der Angebote langfristig gewährleistet. Die Betriebskultur wurde weiterentwickelt. Sie orientiert sich am Konzept der «Eden-Alternative» und im gerontopsychiatrisch ausgerichteten Bereich zudem am Prinzip der offenen Suchtarbeit. Das GHG Rosenberg soll sich so zu einem Kompetenzzentrum mit integrativem Ansatz entwickeln: Begegnungen und gegenseitiges Verständnis sollen gefördert werden. Diese Zielsetzung wird insbesondere im Dachrestaurant Stadtblick augenfällig, wo sich Bewohnerinnen und Bewohner, ihre Angehörigen und Anwohner sowie Berufsleute aus dem Quartier als Gäste auf Augenhöhe begegnen.

Die herausfordernde Zusammenführung musste auf verschiedenen Ebenen gemeistert werden: auf der räumlichen, der beruflichen, der konzeptuellen und der sozialen. Wie dieser Prozess gestaltet wurde, welche Ziele man erreicht hat und welche Grenzen nicht überwunden werden konnten, das ist im abschliessenden Bericht (2021, 34 Seiten) dokumentiert.

Der Bericht wird durch einen Videoclip (8.26 Min) ergänzt.

Eckdaten

Trägerschaft

GHG Rosenberg

Kreuzackerstrasse 6
9000 St. Gallen
info@ghg-rosenberg.ch
ProjektleitungDorji Tsering, ehemaliger Institutionsleiter
Architektur / BeraterOestreich + Schmid GmbH, St. Gallen
FinanzierungspartnerStadt St. Gallen
Gesamtprojektkosten CHF 42'500'000
Beitrag der Age-StiftungCHF 250'000

Kommentar der Age-Stiftung

Kommentar zur Bewilligung 2017

Das Projekt Marthaheim bietet nicht nur auf verschiedenen baulichen und betrieblichen Ebenen Inspirationspotenzial für breite Fachkreise. Es ist auch gesellschaftspolitisch relevant, denn sein Angebot ist an eine Zielgruppe adressiert, die allzu oft im Schatten der allgemeinen gesundheitspolitischen Diskussion bleibt: Menschen mit psychischen oder suchtbedingten Beeinträchtigungen, die oft bereits im frühen Alter unter körperlichen Gebrechen leiden, die eine stationäre Pflege unabdingbar machen. In Heimen, die nach den klassischen Ansätzen der Pflege arbeiten, führen Bewohnerinnen und Bewohner, die sich in solch komplexen sozialen und gesundheitlichen Situationen befinden, zu einer Überforderung. Damit das Leben in einer Institution funktioniert, muss das Personal für den Umgang mit dieser speziellen Personengruppe geschult und vorbereitet sein. In der Zusammenführung des Marthaheims, mit seinen gerontopsychiatrischen Betreuungsgrundsätzen, und des Josefshauses, mit seinen eingespielten Pflegeprozessen, kann demonstriert werden, ob und wie ein konzeptioneller Brückenschlag gelingt und welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um Heime fit zu machen für die Betreuung und Integration von Menschen mit psychischen Krankheiten und sozialen Problemen. 

Kommentar zum Abschluss 2021

Mit der Zusammenführung zweier Betriebe mit unterschiedlichen Betreuungsschwerpunkten an einem Standort gelingt der GHG Zukunftsweisendes: Sie bietet besonders vulnerablen Menschen ein Zuhause und integriert sie ein Stück mehr in die Gesellschaft. Gleichzeitig führt die Nutzung des wirtschaftlichen Synergiepotentials zu tragfähigen Strukturen und die Nähe der zwei Betriebskulturen ermöglicht Erfahrungsaustausch und gegenseitiges Lernen. Genauso wichtig ist es aber zu sehen, dass solche Zusammenführungen auch ihre Grenzen haben und dies auch dürfen: Nicht jeder Mitarbeiter bringt die selben Kompetenzen und Interessen mit. Eine Gratwanderung, die es zu meistern gilt – mehr dazu im Kapitel 4 «Zusammenführung der beiden Betriebe 2016-2020» der gelungenen Dokumentation von Richtblick.

Bilder

Profil

Matrix: Marthaheim St. Gallen, I-2017-052, SG

Marthaheim St. GallenI-2017-052
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PrivatOrganisiertInstitutionell

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Stationäres Wohnen
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26.02.2021