Kommentar zur Bewilligung 2017
Das Projekt Marthaheim bietet nicht nur auf verschiedenen baulichen und betrieblichen Ebenen Inspirationspotenzial für breite Fachkreise. Es ist auch gesellschaftspolitisch relevant, denn sein Angebot ist an eine Zielgruppe adressiert, die allzu oft im Schatten der allgemeinen gesundheitspolitischen Diskussion bleibt: Menschen mit psychischen oder suchtbedingten Beeinträchtigungen, die oft bereits im frühen Alter unter körperlichen Gebrechen leiden, die eine stationäre Pflege unabdingbar machen. In Heimen, die nach den klassischen Ansätzen der Pflege arbeiten, führen Bewohnerinnen und Bewohner, die sich in solch komplexen sozialen und gesundheitlichen Situationen befinden, zu einer Überforderung. Damit das Leben in einer Institution funktioniert, muss das Personal für den Umgang mit dieser speziellen Personengruppe geschult und vorbereitet sein. In der Zusammenführung des Marthaheims, mit seinen gerontopsychiatrischen Betreuungsgrundsätzen, und des Josefshauses, mit seinen eingespielten Pflegeprozessen, kann demonstriert werden, ob und wie ein konzeptioneller Brückenschlag gelingt und welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um Heime fit zu machen für die Betreuung und Integration von Menschen mit psychischen Krankheiten und sozialen Problemen.
Kommentar zum Abschluss 2021
Mit der Zusammenführung zweier Betriebe mit unterschiedlichen Betreuungsschwerpunkten an einem Standort gelingt der GHG Zukunftsweisendes: Sie bietet besonders vulnerablen Menschen ein Zuhause und integriert sie ein Stück mehr in die Gesellschaft. Gleichzeitig führt die Nutzung des wirtschaftlichen Synergiepotentials zu tragfähigen Strukturen und die Nähe der zwei Betriebskulturen ermöglicht Erfahrungsaustausch und gegenseitiges Lernen. Genauso wichtig ist es aber zu sehen, dass solche Zusammenführungen auch ihre Grenzen haben und dies auch dürfen: Nicht jeder Mitarbeiter bringt die selben Kompetenzen und Interessen mit. Eine Gratwanderung, die es zu meistern gilt – mehr dazu im Kapitel 4 «Zusammenführung der beiden Betriebe 2016-2020» der gelungenen Dokumentation von Richtblick.