Wenn es zu Hause vorübergehend nicht mehr geht. Pilotprojekt «Intermediäre Strukturen» (IMS) Baselland
I-2017-014 / Bewilligungsjahr: 2017 / Abschlussjahr: 2020
Ambulante Betreuung in komplexen Situationen stösst allzu oft an ihre Grenzen. Eine neue Lösung dafür wurde in einem Pilotprojekt der Spitex Allschwil Binningen Schönenbuch umgesetzt und evaluiert: Hier kann man sich in einer gemieteten 5 ½-Zimmer-Wohnung kurzfristig betreuen lassen mit dem Ziel, später ins vertraute Wohnumfeld zurückzukehren.
Projektbeschrieb
Im Projekt «Wenn es zu Hause vorübergehend nicht mehr geht – Intermediäre Strukturen» (IMS) bieten die Spitex Allschwil Binningen Schönenbuch (ABS) und der Verein Pflegewohnungen (VPW) Binningen Kurzzeitaufenthalte in einer eigenen Wohnung an, die jedoch in einen stationären Pflegebetrieb eingebettet ist. Das Angebot richtet sich insbesondere an betagte Menschen, die in krisenhaften Situationen eine kurzfristige Unterstützung benötigen, welche es ihnen erlaubt, wieder in die eigene Wohnung und das vertraute Umfeld zurückzukehren. Dadurch soll ein direkter Übergang von einer ambulanten Versorgung oder einem Spitalaufenthalt zu einer stationären Unterbringung in einem Alters- und Pflegeheim verhindert oder hinausgezögert werden. Zentral ist, dass der Austritt beim Eintritt bereits «mitgedacht» wird. Das Angebot richtet sich also an Personen, die grundsätzlich noch über genügend gesundheitliche und finanzielle Ressourcen und über ein entsprechendes Umfeld verfügen, um ihr Leben künftig zu Hause weiterführen zu können. Entsprechend müssen sie auch in der Lage sein, relativ selbständig zu wohnen. Gleichzeitig stehen ihnen individualisierte Pflege- und Betreuungsleistungen zu Verfügung, um sich zu stabilisieren.
Seit Ende 2017 nimmt das IMS-Projekt solche Personen mehrere Wochen bis maximal drei Monate in einer 5 ½-Zimmer-Wohnung auf, welche an eine Langzeitstation des VPW angeschlossen ist.
Das Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung der Hochschule für Soziale Arbeit (FHNW) hat das Projekt evaluativ begleitet und die Erkenntnisse aus dem Pilotbetrieb im leserfreundlich strukturierten Schlussbericht (2020, 52 Seiten) dokumentiert. Dabei wird auch erläutert, welche Faktoren für eine wirkungsvolle Umsetzung besonders zu beachten sind. Vorweg gehört dazu unter anderem ein Schnittstellenmanagement, das auch von Seiten der Gemeinden und der potenziell zuweisenden Stellen unterstützt werden muss. Nur so kann das von den Nutzerinnen und Nutzern geschätzte Intermediäre Angebot seinen Mehrwert entfalten. Der Bericht ist deshalb allen Akteuren ans Herz zu legen, die sich mit der pflegerischen Grundversorgung beschäftigen.
Eckdaten
Trägerschaft | Spitex Allschwil Binningen Schönenbuch (Spitex ABS) |
Projektleitung | Peter Kury, Geschäftsleiter Spitex ABS |
Partnerorganisationen | Verein Pflegewohnungen Binningen (VPB) |
Beratung | Susanna Probst (VPW), Beatrice Zeugin (Spitex ABS), Brigitte Birrer (VPW) |
Externe Begleitevaluation: | Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung, Prof. Dr. Esteban Piñeiro (Projektleitung); Dr. Jacqueline Frick; Prof. Dr. Carlo Knöpfel; Nora Meuli MSc |
Gesamtprojektkosten | CHF 674'000, exkl. KLV Leistungen und Beiträge Besucher/Nutzer |
Beitrag der Age-Stiftung | CHF 270‘000 |
Kommentar der Age-Stiftung
Kommentar zur Bewilligung 2017
Intermediäre Strukturen sind unerlässlich, wenn es darum geht, die Lücken zwischen bestehenden Angeboten aufzufüllen. Das Projekt der ABS wird aufzeigen, ob und wie kurzzeitige Aufenthalte mit einem rehabilitativen Ansatz dazu beitragen können, das Wohnen im privaten Umfeld besser und länger zu ermöglichen. Die Evaluation soll insbesondere dazu beitragen, das Pilotprojekt in ein dauerhaftes Angebot überzuführen.
Kommentar zum Abschluss 2020
Mit ihrem neuen Angebot einer «intermediären Struktur» als Pilotprojekt haben die Spitex Allschwil Binningen Schönenbuch und der Verein Pflegewohnungen Binningen den Nerv der Zeit getroffen: «Ambulant vor stationär» kann nämlich nur funktionieren, wenn temporäre Krisensituationen abgefangen werden. Der Vorteil von Pilotprojekten ist, dass die Umsetzung von theoretischen Überlegungen in der Praxis Lernerfahrungen ermöglichen – denn häufig funktioniert nicht alles auf Anhieb, auf die Feinheiten kommt es an. Auf verschiedenen Ebenen werden diese Feinheiten im Schlussbericht der FHNW beleuchtet und konkrete Empfehlungen dazu abgegeben.
Materialien zum Projekt
Profil
Matrix: Spitex Binningen, I-2017-014, BL
Pflege | |||
Hilfe & Betreuung | |||
Soziale Einbindung | |||
Wohnung | |||
Privat | Organisiert | Institutionell |
Schwerpunkte
Kontakt
Peter Kury
Spitex Allschwil Binningen Schönenbuch
Baslerstrasse 35
4102 Binningen
Tel.: 061 425 98 00
E-mail: peter.kury@spitex-abs.ch