«work & care integra» – Anstellung von pflegenden Angehörigen bei der Spitex
I-2018-059 / Bewilligungsjahr: 2018 / Abschlussjahr: 2022
Durch eine Anstellung bei der Spitex wird pflegenden Angehörigen ihre Care-Arbeit teilweise vergütet. Das wirkt nachhaltigen finanziellen Nachteilen entgegen. Ein dreijähriges Forschungsprojekt hat dieses Modell aus unterschiedlichen Perspektiven untersucht. Dabei sind für die Pflegepraxis und für die politische Arbeit gleichermassen relevante Materialien entstanden.
Projektbeschrieb
Jährlich werden rund 64 Millionen Stunden häuslicher Pflege und Betreuung durch Angehörige geleistet, was einem Wert von 3.5 Milliarden Franken entspricht (Rudin & Strub, 2014). Gleichzeitig werden häusliche Pflege, Betreuung und Behandlung laufend zeitintensiver und komplexer. Für pflegende Angehörige kann sich die Betreuungsaufgabe negativ auf die eigene finanzielle Situation im Erwerbsalter und auf ihre soziale Absicherung im Rentenalter auswirken. Für die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Angehörigenpflege braucht es deshalb Lösungen. Einen konkreten Lösungsansatz hat das Forschungsinstitut der Careum Hochschule Gesundheit im Forschungsprojekt «work & care integra» untersucht und weiterentwickelt: Im sogenannten Erwerbsmodell werden pflegende Angehörige bei der Spitex mit einem kleinen Pensum angestellt. Ihr Lohn wird dadurch gedeckt, dass die im Rahmen der Krankenpflege-Leistungsverordnung (KLV) vorgesehenen Leistungen von der Spitex der Krankenversicherung der zu pflegenden Person in Rechnung gestellt werden. Diesen Betrag sowie die Restfinanzierung der Pflege durch die Gemeinden oder Kantone verwendet die Spitex für den Lohn der angestellten Angehörigen. Das Modell wird von einzelnen Spitex-Betrieben bereits umgesetzt.
Über die Rahmenbedingungen für die Anstellung pflegender Angehöriger bei der Spitex sowie über die rechtliche Situation informiert die praxisnahe Dokumentation (2022, 29 Seiten), die im Rahmen von «work & care integra» erarbeitet wurde. Die darin enthaltenen Checklisten unterstützen pflegende Angehörige und Spitex-Betriebe dabei, kompetente Entscheide zu treffen. Zusätzlich wurde ein Kalkulationstool entwickelt, welches pflegende Angehörige wie auch Spitex-Betriebe unterstützt, die finanziellen Auswirkungen einer Anstellung einzuschätzen. Nebst den Perspektiven von pflegenden Angehörigen, von pflegebedürftigen Personen und von Spitex-Teams vertiefte das Forschungsprojekt auch volkswirtschaftliche sowie gesundheits- und gesellschaftspolitische Fragestellungen. Die Resultate bieten eine faktenbasierte Grundlage für den fachlich-politischen Dialog.
Eckdaten
Trägerschaft | Careum Hochschule Gesundheit Teil der Kalaidos Fachhochschule Schweiz Careum Forschungsinstitut |
Projektleitung | Iren Bischofberger, Prof. Dr. |
Partnerorganisationen | ParaHelp, Spitex Zürich Limmat |
Weitere Berater | Prof. Dr. iur. Hardy Landolt, Glarus |
Finanzierungspartner | ParaHelp, Spitex Zürich Limmat |
Gesamtprojektkosten | CHF 168’000 |
Beitrag der Age-Stiftung | CHF 111’000 |
Kommentar der Age-Stiftung
Kommentar zur Bewilligung 2018
Die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Angehörigenpflege ist eine grosse gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderung. Es sind innovative Ansätze gefragt, um die angespannte Personalsituation vor allem in den häuslichen Pflegediensten zu entschärfen und gleichzeitig die Versorgungsqualität zu sichern. Das Forschungsprojekt «work & care integra» liefert einen wichtigen Beitrag zur zukünftigen Ausgestaltung des «Gesundheitsstandortes Privathaushalt».
Kommentar zum Abschluss 2022
Die Anstellung von pflegenden Angehörigen bei der Spitex birgt für alle Beteiligten Chancen aber auch mögliche Risiken. Die im Rahmen des Forschungsprojektes entwickelte Dokumentation «Manual zur Anstellung pflegender Angehöriger» bietet eine praktische Orientierungshilfe, damit einerseits pflegende Angehörige wie auch Spitexbetriebe abwägen können, unter welchen Rahmenbedingungen eine Anstellung für sie sinnvoll ist. Zudem zeigt ein Policy Brief den Handlungsbedarf in den Bereichen der Gender-, Bildungs- und Versorgungspolitik auf.
Materialien zum Projekt
Profil
Matrix: Careum work & care, I-2018-059, ZH
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