«work & care integra» – Anstellung von pflegenden Angehörigen bei der Spitex
Durch eine Anstellung bei der Spitex wird pflegenden Angehörigen ihre Care-Arbeit teilweise vergütet. Das wirkt nachhaltigen finanziellen Nachteilen entgegen. Ein dreijähriges Forschungsprojekt hat dieses Modell aus unterschiedlichen Perspektiven untersucht. Dabei sind für die Pflegepraxis und für die politische Arbeit gleichermassen relevante Materialien entstanden.
Projektbeschrieb
Jährlich werden rund 64 Millionen Stunden häuslicher Pflege und Betreuung durch Angehörige geleistet, was einem Wert von 3.5 Milliarden Franken entspricht (Rudin & Strub, 2014). Gleichzeitig werden häusliche Pflege, Betreuung und Behandlung laufend zeitintensiver und komplexer. Für pflegende Angehörige kann sich die Betreuungsaufgabe negativ auf die eigene finanzielle Situation im Erwerbsalter und auf ihre soziale Absicherung im Rentenalter auswirken. Für die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Angehörigenpflege braucht es deshalb Lösungen. Einen konkreten Lösungsansatz hat das Forschungsinstitut der Careum Hochschule Gesundheit im Forschungsprojekt «work & care integra» untersucht und weiterentwickelt: Im sogenannten Erwerbsmodell werden pflegende Angehörige bei der Spitex mit einem kleinen Pensum angestellt. Ihr Lohn wird dadurch gedeckt, dass die im Rahmen der Krankenpflege-Leistungsverordnung (KLV) vorgesehenen Leistungen von der Spitex der Krankenversicherung der zu pflegenden Person in Rechnung gestellt werden. Diesen Betrag sowie die Restfinanzierung der Pflege durch die Gemeinden oder Kantone verwendet die Spitex für den Lohn der angestellten Angehörigen. Das Modell wird von einzelnen Spitex-Betrieben bereits umgesetzt.
Über die Rahmenbedingungen für die Anstellung pflegender Angehöriger bei der Spitex sowie über die rechtliche Situation informiert die praxisnahe Dokumentation (2022, 29 Seiten), die im Rahmen von «work & care integra» erarbeitet wurde. Die darin enthaltenen Checklisten unterstützen pflegende Angehörige und Spitex-Betriebe dabei, kompetente Entscheide zu treffen. Zusätzlich wurde ein Kalkulationstool entwickelt, welches pflegende Angehörige wie auch Spitex-Betriebe unterstützt, die finanziellen Auswirkungen einer Anstellung einzuschätzen. Nebst den Perspektiven von pflegenden Angehörigen, von pflegebedürftigen Personen und von Spitex-Teams vertiefte das Forschungsprojekt auch volkswirtschaftliche sowie gesundheits- und gesellschaftspolitische Fragestellungen. Die Resultate bieten eine faktenbasierte Grundlage für den fachlich-politischen Dialog.
Dokumentation
Eckdaten
Trägerschaft
Careum Hochschule Gesundheit
Teil der Kalaidos Fachhochschule Schweiz
Careum ForschungsinstitutProjektleitung
Iren Bischofberger, Prof. Dr.
Partnerorganisationen
ParaHelp, Spitex Zürich Limmat
Projektlaufzeit
2018–2022
Gesamtprojektkosten
CHF 168’000
Beitrag der Age-Stiftung
CHF 111’000